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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/26

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Feuerbergen, von denen nichts mehr als die eingestürzten Krater zu sehen sind, deren Boden jetzt häufig Seen enthalten. So sind der Albaner-, der Averner-See und der Spiegel der Diana bei Nemi bloße Kraterausfüllungen.

Auch die Solfatra (Solfaterra) gehört zur Reihe ehemaliger Vulkane, die Neapel umgeben. Der Krater derselben stürzte wahrscheinlich durch Erdbeben zusammen und bildete dann eine Decke über den Feuerheerd, der noch nicht ganz erloschen ist; denn die Solfatra, die Ebene nämlich, welche den Kraterrand umgibt, stößt durch unzählige Risse und Spalten fortwährend warme Schwefeldämpfe aus, und am äußeren Fuße des Kegels sprudeln heiße Quellen hervor. Jene Dünste werden an mehren Stellen aufgefangen und zur Alaun- und Schwefelbereitung, auch zu Gasbädern benutzt, welche in Hautkrankheiten sehr heilsam wirken sollen. Nahe bei einer der heißen Quellen, die Piscarelli genannt, ist eine tiefe Kluft; legt man an diese das Ohr, so hört man entsetzliches Brausen und Zischen, als wenn ein ganzer See koche, und von Zeit zu Zeit Geräusch, wie Geschützdonner: – wahrscheinlich Wirkung explodirender Gase. Es ist nicht zu zweifeln, daß unter der Solfatra der ungeheure Kessel sich befindet, dessen Dampfe durch die Risse des Deckels das Freie suchen.

In diese unheimliche Gegend legten die Alten den Schauplatz mancher Mythe. Die ansiedelnden Griechen nannten die Solfatra die phlegräischen Felder (d. h. die flammenden) und versetzten unter dieselben die Werkstätte Vulkans. Herkules bestand hier den Kampf mit dem Riesen; eine nahe Grotte bewohnte eine weissagende Sibylle. Um den erstorbenen Stamm der heidnischen Sage rankte sich später die Passionsblume der christlichen Legende; – doch ein Anderer sammle ihre welken Blätter!