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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/200

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übermüthig das Schwert gegen die türkische Herrschaft selbst erhob, ermannte sich Konstantinopel und bereitete ihm, im Jahre 1820, weniger durch die Macht der Waffen, als durch Verrath und Abfall, den Untergang.

Ali Pascha hatte Janina zu seiner Residenz erkoren. Aus einem ehemals unansehnlichen Flecken war es die schönste und reichste Stadt des ganzen Landes geworden, und ein von den europäischen Großmächten mit Gesandten beschickter Hof gab dem dortigen Leben Glanz wie in einer Königsstadt. Seit Ali’s Sturz ist derselbe geschwunden. Verödet stehen die Paläste und in den leblosen Straßen wächst das Gras; aber die große Natur wirft nach wie vor ihren Zaubermantel um Janina, und wenn auch Ali’s Prachtgebäude verfallen sind, wird sich noch Bewunderung an diesen Fleck der Erde knüpfen.

Man denke sich einen Thalkessel, in dessen Tiefe die grünlich-blauen Wogen eines Sees den südlichen Himmel widerspiegeln. Schroffe Felsen umgeben ihn im weiten Halbkreise und hinter ihnen thürmt sich der Pindus auf, groß und majestätisch, mit seinen an 3000 Fuß hohen Spitzen. Hohe Vorgebirge strecken sich weit in die Fluth hinein, auf deren Firsten dunkle Zypressen empor steigen, oder Platanen ein breites Dach bilden, das dunkle Schatten auf die Wogen wirft. – Auf der größten dieser Halbinseln steht Janina. Jenes Gebäude auf dem Bilde, welches auf dem hohen Uferrande prangt, ist die große Moschee mit ihren Minarets; ihr gegenüber liegt das Seraglio Ali Pascha’s, ein ungeheueres Werk, in welchem sich alle Pracht des türkischen Baustyls vereinigt. Landeinwärts glänzen von den Höhen die weißen Kiosks und Lustschlösser Ali’s und seiner Günstlinge zwischen dunkeln Zypressen. Der Zugang der Stadt von der Landseite ist durch starke Festungswerke vertheidigt, und die von Ali oft gerühmte Unüberwindlichkeit seiner Hauptstadt würde, türkischen Heeren gegenüber, sich wohl erprobt haben, wenn ein treuloser Despot jemals auf die Treue seiner Werkzeuge rechnen dürfte. –