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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/168

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hier gestanden, ist eine der ältesten Oesterreichs. Von ihr ist noch jener runde Thurm übrig, der wohnlich eingerichtet ist. Hier hauste die ritterliche Familie Wallsee, welche im sechzehnten Jahrhundert ausstarb, worauf ihre Besitzungen an das Haus Oesterreich fielen. Kaiser Maximilian machte das Schloß zu seiner gelegentlichen Sommerresidenz, bis er es der Familie Reichenberg schenkte. Im vorigen Jahrhundert kam es an die gräfliche Familie Daun, und der Marschall, der berühmte Fabius Cunctator des siebenjährigen Kriegs, verlebte hier, in stiller Zurückgezogenheit, seine letzten Jahre. Gegenwärtig ist Wallsee das Eigenthum der Grafen von Wimpfen, die viel auf seine Verschönerung verwendeten.




DI. Mozart’s Geburtshaus in Salzburg.




Wie Meilenzeiger stellt man die Grabsteine großer Menschen in die Wüste der Weltgeschichte; es wäre vielleicht verständiger, ihre Wiegen an die Marken der Zeiträume zu setzen. Nicht der Tod, das junge Leben ist ja die Mitgift der Epochen, und nicht an klappernder Greisenhand führt der Allmächtige seine Menschheit. Auf weichen Kinderarmen schaukelt er sie von einer Zeit in die andere.

Es gehört zu den Vorzügen unserer Zeit, dies zu erkennen, und sie ehrt und schmückt daher nicht blos die Gräber ihrer Lieblinge: sie sucht auch ihre Geburtsstätten auf und ziert sie mit Kränzen. Ich lobe diesen Sinn, der die Heiterkeit mit der Ehrfurcht paart und nicht blos bei der Bahre weinen, sondern auch bei der Wiege jauchzen will. An ihren Gräbern schleichen den Geschiedenen die Mißtöne des Lebens nach; an den Stätten aber, wo der erste Keim gesproßt, der die Blüthen und Früchte eines unsterblichen Lebens trug, da kräftigt jeder Gedanke und wird zur Freudenlabung für den betrachtenden Geist. Es ist zu vergleichen wie Aufgang mit Untergang der Sonne. Jener erfrischt und erfreut; das schönste Lebewohl des Gestirns stimmt hingegen zur Wehmuth.

In dem stattlichen Salzburg, welches so traulich im Schooße der Alpen liegt, in dem weißen, großen Hause dort, wohnte einst der Conzertmeister Mozart, der Vater, und hier erblickte der große Wolfgang am 17. Juni 1756