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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/157

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Verfolgten anzueignen. An den Probirstein der Vernunft führt sie alle, und welche da bestehen werden, die sollt ihr hochachten und in Ehren halten, denn wahrlich! ein größerer Segen als sie kann den Völkern nicht werden.

Aber die als unächt und falsch erfunden werden, diesen sollt ihr zurufen: Ihr Verworfenen unter den Gewaltigen, die ihr mit dem Rechte, dem Gute und dem Leben der Völker spielt, habt ihr dem Menschen den Odem gegeben, den ihr euch erfrecht, ihm zu rauben? Bringt ihr die Erzeugnisse der Erde hervor, die ihr vergeudet? Vergießt ihr Schweiß hinter dem ackernden Pfluge? Sengt die stechende Mittagsonne euer Haupt und leidet ihr des Durstes Pein bei dem Schneiden der Frucht? Erlahmt euer Arm bei dem Dreschen der Garben? Wachet ihr bei den Heerden? Durchschifft ihr die Meere mit Gefahr des Lebens, oder steigt ihr in die dunklen Klüfte der Erbe hinab, um bei dem schwachen Scheine der Lampe mühsam Erze zu gewinnen? Baut ihr künstliche Maschinen, welche die Menschenkraft vervielfältigen? Schwingt ihr am Ambos den schweren Hammer, oder belebt euer Fußtritt den Webstuhl? Theilt ihr des Fabrikherrn nachtlichen Fleiß und seine Plagen, oder des Kaufmanns tausendfältige Arbeit und Sorge, Gefahren und Verluste? Ihr, die ihr mit Allen ärndten wollt, aber mit einem gesäet habt, die ihr alles Recht euch anmaßt, aber keine Pflichten zugesteht: – ihr Quälgeister der Völker, zittert! Die Verblendung der Nationen währt nicht immer. Der Morgen der Erkenntniß röthet den Himmel. Ihr könnt den Tag nicht hindern und wenn ihr auch Alle eng zusammensteht: die Sonne wird doch herauf steigen, vor der alle Macht eurer Ungerechtigkeit schmelzen wird wie weiches Wachs. Dann wird es sich offenbaren, woher euch die Gewalt gekommen, ob von Gottes Gnaden, oder von den Völkern. Dann wird euer Schwert, das ihr so drohend gegen uns erhebt, seine Schärfe verlieren; denn eure Heere werden zeigen, daß sie, wenn sie wollen, mehr seyn können, als euer willenloses Werkzeug. Ja, ihr falschen Herren der Welt, ihr werdet dann schwächer seyn, als eure geringsten Unterthanen jetzt sind. Kein einziger wird auf seinem Throne bleiben, denn keine Herrschaft wird fernerhin Bestand baben, als die der wahren Fürsten, der guten Regenten, welche die Völker zur Glückseligkeit leiten, nicht sie zu selbstsüchtigen Zwecken beherrschen; die sich als Vorgesetzte des Staats betrachten, für dessen Wohl sie da sind, und nicht als unumschränkte Gebieter, in deren Personen alle Zwecke des Staats aufgehen sollen; die bekennen, daß sie keine Gewalt über die Nationen haben, außer zu ihrem Besten; daß sie von den Schätzen des Landes und der Bürger, die sie verwalten, Rechenschaft zu geben schuldig sind; kurz keine, die nicht den höheren Beruf ihres Amtes ausschließlich darin suchen, alle zum Staate vereinigten Menschen, welchen sie vorstehen, zum höheren Erdenglück und zu beglückender Erkenntniß zu leiten.

Der Tag naht heran, wo alle Machtkolosse zerbrochen werden, die keine bessere Grundlage haben, als Willkühr, Schwert und den Codex des Unrechts. Sie werden sich durch ihre eigene Schwere zermalmen. Daß dies wahr sey, dafür rufen wir die Weltgeschichte als Zeugin auf. Sie schwört es bei den Trümmern von tausend untergegangenen