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Seite:Meyers Universum 11. Band 1844.djvu/130

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Generationen: ich meine Papiergeld (Assignaten) und Staatsanleihen. Kurz, aus den Tuilerien ist die Fluth des raffinirten Despotismus über den ganzen Welttheil hereingebrochen, brandend bis an die Felsen von Gibraltar und an die Gestade Sibiriens; dort war das goldene Kalb aufgerichtet, wohin die Fürsten voll inbrünstiger Andacht blickten, – dort stand der Hochaltar, dort qualmte der Weihrauch, dort lehrte der Erzpriester, der König Frankreichs, und auf ihn hörten alle Fürsten. Kein Wunder! denn allen hat die Lehre ein annehmlich Ding geschienen, und jeder verpflanzte von der Herrlichkeit so viel in seine Staaten, als die Verhältnisse irgend gestatten wollten.

Seht, – das ist der Ruhm des Tuilerien-Palastes, – seht, das ist der Ruhm der Könige, die ihn bewohnt haben, von dem Nachfolger Heinrich IV. an bis auf Ludwig XVI., der, obschon selbst schuldlos, die Schuld der Väter auf dem Schaffot gebüßt hat.

Aber es herrscht ein Gott in der Geschichte und sein Schwert ist das der Vergeltung. Das Reich der Gewalt, in welchem das Raubthier Staat sich selbst Alles, dem Volke Nichts gestattet, sich selbst Alles nimmt, der Nation Alles versagt, zerbrach, als Lafayette die junge Freiheit aus Amerika herüberholte. Vor ihrem Lichte wurde die Größe der Verderbniß offenkundig und, enttäuscht, sprengte das französische Volk seine Ketten; es nahm Rache an den Repräsentanten seines Verderbens. Der König selbst endete unter dem Beile, und alle die Tausende, die, mit Stern und Band, Rang und Würde beladen, das Königthum geziert hatten, fielen der Guillotine anheim, oder flohen in’s Exil. Die Tuilerien verödeten und die Prunkgemächer des Palastes wurden ihres Glanzes entkleidet. Das Bürgerthum machte sich wohnlich in der Wohnung der Könige, und während das Schwert an des Reiches Marken seine Opfer fraß und der Bürgerkrieg nach innen in Frankreichs Eingeweiden wühlte; – während der Terrorismus wüthete mit Noyaden und Mitrailladen, Proscriptionen und Konfiskationen, Requisitionen und Plünderung aller Art, gaben die Jakobiner Bälle und Konzerte im Thronsaale, und wo vordem Kronenträger an goldenen Spieltischen gesessen, da hielten Caffetiers Wirthschaft und der pariser Gamin spielte seine Parthie Billard für 2 Sous.

Auch das ging vorüber. Die wilden, entzügelten Kräfte tobten aus, Erschöpfung trat an die Stelle der Exaltation. Das bürgerliche Regiment war kraftlos geworden; nur der in tausend Schlachten gebildete neue Adel des Schwerts war noch gewaltig und ihm fiel die Herrschaft zu. Nachdem Mehre ohne Entschlossenheit nach dem Zepter gegriffen hatten, bestieg Bonaparte erst als Consul den curilischen Stuhl, bald als Kaiser den Thron.

Er stellte ihn in den Tuilerien auf, und was vor Alters glänzend in dem Palaste gewesen, das verjüngte sich wieder mit zehnfachem Glanze. In den Tuilerien ordnete er das Planetarium seiner Herrschaft; hier war es, wo um seine Sonnen-Mitte alle Planeten kreisten, und um diese wiederum die Trabanten; wo er das glänzende