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Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zehnter Band |
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entfernter schläft ein anderes: der Held Ney, welchen der Tod in 100 Schlachten schonte und die Kugeln gemeiner königlicher Rachsucht fällten. Noch weiter ragt das Monument von Beaumarchais, des wltzigen Verfassers des Figaro.
Weiterhin, zur Linken, krönt eine Mausoleengruppe einen Hügel: er ist den Fürsten der Schlachten geweiht, den Männern, welche den corsischen Eroberer auf seinen Weltzügen begleiteten; Massena, dem Unerschrocknen; Lefebre, dem Braven, und dem minder würdigen Davoust, einer Geisel überwundener Nationen. Aber nicht Kampf und Tod für Ehre auf den Schlachtfeldern gibt den meisten Ruhm. Nicht weit von Massena schlummert der größte Mimiker der Neuzeit, Talma, und diesem nicht fern, im stillen Nachthause von schwarzem Marmor, der Abbé Sicard, der den Aermsten unsers Geschlechts, den Taubstummen, die Wohlthaten des Unterrichts und der Bildung errungen hat. Er war der Gründer und Förderer der Taubstummen-Institute, deren Segnungen jetzt die Unglücklichen so vieler Länder genießen. Sicard machte die Menschenliebe groß auf der Erde und für den Himmel.
Näher ihm, näher den Gestirnen, näher dem erhabensten Punkte der Necropolis, wie die Wohnungen. verwandter Götter um eine Höhe, gruppiren sich die Grabmäler von Lafayette, Foy, Manuel, Benjamin Constant, Camille Jordan und Börne. – Hier weile, o Wanderer, und feiere! – Welchen Sonnentempel des edelsten Strebens bauten diese sechs Namen! Welche Wirksamkeit geht von ihnen aus, weit reichend in die Zeitenfernen! Lafayette: der Bannerherr der Freiheit; Foy: in seiner Brust standen die Ideale festgebaut und unerschüttert; Manuel: er glaubte, daß die Völker mit ihm reiften und baute an einer seligen Gegenwart; Benjamin Constant: er schürte das Feuer, das die Götzen der Zeit verzehren sollte, bis zur letzten Stunde; Camille Jordan: das große Herz mit den großen Opfern; Börne: der herrliche Schwertträger des Geistes und der Wahrheit, Deutschlands Stolz und Schmach . . . . – Ach, wie ist’s nach ihnen so öde und kalt im Tempel der Freiheit geworden! Wo ist nach ihnen der Priester am Altare, der ein eigenes, reiches, inneres Leben in die Opferschale gösse, wie diese? – Wenn, ihr Geschiedenen! wird der Tag kommen, der euern hellen Morgentraum verwirklicht? wenn wird der Todesengel die Felsen sprengen, welche die Resurrektion euerer großen Ideen verhindern? Wenn er kommt, dann wird man eure Herzen in ein Grab legen, und dann wird Alles in demselben vereinigt seyn, was groß ist im Menschen: die Pflicht, das Vaterland, die Freiheit, der Ruhm!
Nahe Jenen und ihnen verwandt im Geiste und im Streben, schläft Volney in einer einsamen Ecke des Friedhofs: Volney, der Verfasser der Ruinen, der Herkules, welcher die Ungeheuer des Glaubens tödtete. Parmentier, der Thaer Frankreichs, hat zunächst seine Halle, und dann folgen zwei Denksteine mit unsterblichen Namen: Molière und Lafontaine.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Zehnter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1843, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_10._Band_1843.djvu/196&oldid=- (Version vom 27.2.2025)