Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Gott Moa Artua und in der Hand einen kleinen Trog, in Gestalt eines Canoes, trägt. Der Priester kommt daher, indem er seine Last wiegt, als sei es ein weinendes Kind, welches er sich zu beruhigen bemühe. Nun tritt er in den Ti ein und setzt sich auf die Matten, ungefähr wie ein Jongleur, der seine Künste machen will. Die Häuptlinge sitzen im Kreise um ihn her und er fängt die Ceremonie an.
Zuerst giebt er dem Moa Artua einen schmeichelnden kleinen Schlag, dann legt er ihn wie liebkosend an seine Brust und flüsterte ihm endlich einige Worte ins Ohr; die Übrigen lauschen eifrig, um die Antwort zu vernehmen, aber der Kind-Gott ist taub oder stumm, – vielleicht beides, denn er äußert nie ein Wort. Endlich spricht Kolory lauter; bald aber wird er ärgerlich und brüllt, was er zu sagen hat. Er erinnerte mich an einen cholerischen Mann, der nach vergeblichen Versuchen, einem tauben Manne ein Geheimniß mitzutheilen, plötzlich in Wuth geräth und so laut schreit, daß es ein Jeder hören kann. Immer aber bleibt Moa Artua so ruhig wie vorher, und Kolory, welcher scheinbar die Geduld verliert, giebt ihm einen Schlag auf den Kopf, reißt ihm sein Tappa und rothes Tuch ab, legt ihn ganz nackt in den kleinen Trog, und bedeckt ihn, so daß man ihn nicht sehen kann. Hierzu geben alle Gegenwärtigen ihren lauten Beifall und äußern ihn durch das sehr leidenschaftlich ausgesprochene Wort „Motarkee.“
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)