Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Einen andern auffallenden Punkt in dem belebten Bilde machten etwa zwanzig Greise aus, die mit unterschlagenen Beinen auf den kleinen Kanzeln saßen, welche die Stämme der riesigen Bäume im Mittelpunkt des Geheges umspannten. Diese ehrwürdigen Herren schienen Priester zu sein und unterhielten fortwährend einen eintönigen Gesang, welcher jedoch von dem Gebrüll der Trommeln übertäubt wurde. In der rechten Hand hatten sie feingewebte Grasfächer mit schweren, künstlich geschnitzten Griffen von schwarzem Holze; diese Fächer hielten sie in fortwährender Bewegung.
Aber man schenkte weder den Trommelschlägern, noch den alten Priestern die allergeringste Aufmerksamkeit, denn die bunte Menge war zu eifrig mit Schwatzen, Gelächter, Rauchen, Arvatrinken und Essen beschäftigt. Das wilde Orchester hätte, da es doch nicht bemerkt wurde und entsetzlich wenig nützte, zu großem Vortheil seiner Mitglieder und der Gesellschaft im Allgemeinen, eben so gut mit seinem furchtbaren Lärm aufhören können.
Vergeblich fragte ich Kory-Kory und einige andre Eingeborne nach dem Sinn der sonderbaren Vorgänge um mich her; alle ihre Erklärungen wurden in solchem Wust von ausländischem Kauderwelsch und Geberden gegeben, daß ich den Versuch, sie zu enträthseln, zuletzt verzweifelt aufgab. Den ganzen Tag erklangen die Trommeln, sangen die Priester,
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/83&oldid=- (Version vom 1.8.2018)