Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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während er von Zeit zu Zeit Befehle gab. Der Häuptling schien außergewöhnlich guter Laune zu sein, und gab mir zu verstehen, daß am morgenden Tage Großartiges in den Hainen überhaupt und am Ti besonders vorgehen werde, und bat mich, mich doch ja dabei einzustellen. Es war mir indeß ganz unmöglich zu erforschen, zur Erinnerung welcher Begebenheit oder zu Ehren welcher ausgezeichneten Persönlichkeit das bevorstehende Fest gefeiert werden sollte. Mehevi bemühte sich, meiner Unkenntniß zu Hülfe zu kommen, aber es mißlang ihm so vollständig, als hätte er versucht, mich in die verwickelten Geheimnisse des Taboo einzuweihen.
Als ich den Ti verließ, beschloß Kory-Kory, der mich natürlich begleitet hatte, und welcher sah, daß meine Neugierde unbefriedigt war, Alles aufs deutlichste und befriedigendste abzumachen. In dieser Absicht führte er mich durch die Haine des Taboo, zeigte mir eine Menge verschiedener Gegenstände, und versuchte sie in einem so unendlichen Kauderwelsch von Worten zu erklären, daß es mir fast körperlichen Schmerz verursachte, ihm zuzuhören. Namentlich führte er mich zu einer merkwürdigen pyramidenförmigen Zusammensetzung von etwa neun Fuß Tiefe bei zehn Fuß Höhe, welche kürzlich gemacht worden war, und an einem besonders ausgezeichneten Platz stand. Sie bestand hauptsächlich aus leeren Kalebassen und einigen polirten Cocosschalen und sah fast aus wie ein Ehrengrabmal von Schädeln.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)