Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Gefühl von Ehrfurcht, als wenn ich sinnend am Fuße einer cheoptischen Pyramide gestanden hätte. Es sind keine Inschriften da, keine Bildhauerarbeit, kein Schlüssel irgend einer Art, vermöge dessen man auf die Geschichte derselben hätte schließen können: nichts als die stummen Steine. Wie viele Generationen dieser majestätischen Bäume, welche sie beschatten, sind gewachsen und haben geblüht und sind untergegangen, seitdem sie zuerst aufgeführt wurden!
Diese Ueberreste veranlassen natürlich manche interessante Betrachtungen. Sie stellen das hohe Alter der Insel fest, eine Meinung, die viele der Leute, welche Theorien über die Entstehung der verschiedenen Inselgruppen in der Südsee aufstellen, nicht sehr geneigt sind zuzulassen. Was mich betrifft, so halte ich es für ebenso wahrscheinlich, daß die Thäler der Marquesas-Inseln vor drei tausend Jahren von menschlichen Wesen bewohnt gewesen sind, wie daß zu jener Zeit deren in Aegypten wohnten. Der Ursprung der Insel Nukuheva kann nicht dem Koralleninsect zugeschrieben werden; denn wie unermüdlich dies wunderbare Insect auch ist, so würde es doch kaum stark genug sein, um Fels auf Fels zu thürmen bis zu einer Höhe von mehr als dreitausend Fuß über Meeresfläche. Daß das Land durch einen unterseeischen Vulkan aufgeworfen sein kann, ist so möglich wie irgend etwas Anderes. Niemand kann das Gegentheil
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)