Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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schien, so gab es doch einige leichte Beschäftigungen, die zwar mehr unterhaltend als mühsam waren, die aber zu ihrer Bequemlichkeit und ihrem Luxus beitrugen. Unter diesen war die Bereitung der einheimischen Leinwand „Tappa“, die in verschiedenen Geweben und Farben im ganzen polynesischen Archipel bekannt ist, die hauptsächlichste. Wie allgemein bekannt ist, wird dieser nützliche und zuweilen elegante Artikel aus dem Bast verschiedener Bäume gefertigt. Aber da, so viel mir bekannt ist, die Verfertigung noch nie beschrieben worden ist, so will ich darüber sagen, was ich weiß.
Bei der Bereitung des gewöhnlich auf den Marquesas Inseln getragenen, schönen, weißen Tappas besteht die Vorarbeit im Einsammeln einer gewissen Menge junger Zweige des Leinenbaumes. Nachdem davon die äußere grüne Rinde als nutzlos abgezogen ist, bleibt eine dünne faserige Masse zurück, welche nun vom Holze, an das sie sich dicht anschmiegt, sorgfältig abgelöst wird. Wenn davon eine genügende Menge gesammelt ist, wird sie in einen Umschlag von großen Blättern eingewickelt, welche die Eingebornen gerade so benutzen wie wir unser Packpapier, und welche mit Bastschnüren befestigt werden. Das Packet wird dann in fließendes Wasser gelegt und mit einem schweren Stein bedeckt, um zu verhindern, daß es fortgespült wird. Nachdem es zwei bis drei Tage so gelegen hat, wird es herausgenommen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)