Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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in welche mich das eben Gesehene versetzt hatte, waren die verhängnißvollen Packete schon wieder in die Höhe gezogen und hingen über meinem Kopfe. Die Eingebornen drängten sich nun lärmend um mich herum und bemühten sich, mich zu überzeugen, daß das eben Gesehene die Köpfe von drei Happarkriegern wären, welche in der Schlacht gefallen seien. Diese himmelschreiende Falschheit vermehrte meinen Schreck und erst als ich bedachte, daß die Packete schon vor dem Verschwinden des Tobias am Dachrücken gehangen hatten, konnte ich einigermaßen meine Ruhe wiedergewinnen.
Aber obgleich diese fürchterliche Vermuthung verscheucht worden war, so hatte ich doch genug entdeckt, um mich in meiner damaligen Gemüthsstimmung mit den bittersten Betrachtungen zu erfüllen. Es war deutlich, daß ich die Überbleibsel irgend eines Unglücklichen gesehen hatte, welcher durch die Wilden am Strande bei Gelegenheit einer jener gefährlichen Tauschhandels-Abenteuer, welche ich beschrieben habe, umgebracht worden war.
Es war übrigens nicht nur der Mord des Fremden, welcher mich mit Düsterheit erfüllte, ich schauderte bei dem Gedanken an das Schicksal, welches sein todter Körper später erlitten haben mochte. War mir dasselbe Loos vorbehalten? sollte ich wie er sterben? wie er vielleicht verschlungen, und mein Kopf als ein schreckliches Erinnerungszeichen an das Ereigniß aufbewahrt werden? Meine Phantasie rasete unter
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)