Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
|
Gewohnheit der Insulaner mit unterschlagenen Beinen niederließen, und fingen einen tiefen, monotonen Gesang an, indem sie ihre Stimme mit einer Melodie auf einem Instrumente begleiteten, welches einfach aus zwei kleinen halbverolmten Stöcken bestand, deren jede Person im Zimmer ein Paar in der Hand hielt und gegen einander schlug. Auf diese Art verwendeten sie eine Stunde oder länger, bisweilen zwei. Ich lag im Dunkel am entfernteren Ende des Hauses und konnte nicht umhin, sie zu betrachten, obgleich das Schauspiel nur unfreundliche Gedanken rege machte. Das flackernde Licht der Armornuß ließ die Umrisse der Wilden eben hervortreten, ohne das Dunkel zu besiegen, welches sie umgab.
Bisweilen, wenn ich in leichten Schlummer gesunken war, und plötzlich mitten unter diesem düstern Gesange erwachte, traf mein Auge diese wilde Gruppe, die mit nackten tättowirten Gliedern in einem großen Kreise sitzend sich auf solche sonderbare Art beschäftigte, und der Gedanke überkam mich dann, als blicke ich auf einen Kreis böser Wesen, welche eine schreckliche Zauberformel murmelten.
Was der Sinn oder der Zweck dieser Sitte war, ob es nur eine Unterhaltung, oder eine Religionsübung, eine Art Familiengebet war, konnte ich nie durchschauen.
Die Töne, welche die Eingebornen bei diesen Gelegenheiten hervorbrachten, waren höchst sonderbar, und wäre ich
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)