Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
|
mit; sie fassen den Fisch am Schwanze und stecken den Kopf zuerst in den Mund, durch welchen das ganze Thier mit einer Schnelligkeit verschwindet, daß man verleitet wird, anzunehmen, er würde ungekaut verschlungen.
Roher Fisch! – werde ich je das Gefühl vergessen, welches mich befiel, als ich zuerst meine Inselschönheit einen verschlingen sah? O Fayawa, wie konntest Du doch je eine so gemeine Sitte annehmen? Indeß, nachdem die erste Überraschung vorüber war, wurde die Sitte weniger widerlich in meinen Augen, und ich gewöhnte mich an den Anblick. Man muß aber nicht annehmen, daß die liebliche Fayawa große gemeine Fische gegessen hätte: o nein, mit ihrer kleinen Hand ergriff sie ein zartes, kleines, goldfarbiges Fischchen und aß es so graziös und unschuldig, als wäre es ein feiner Leckerbissen gewesen. Aber ach, es war dennoch ein roher Fisch, und Alles, was ich sagen kann, ist, daß Fayawa ihn auf feinere Weise aß, als die andern Mädchen des Thales.
Ich halte das Sprichwort: „Man muß mit den Wölfen heulen,“ in so hohen Ehren, daß ich in Typie es mir zur Aufgabe machte, die Gewohnheiten der Typies anzunehmen. So aß ich „Poee-Poee“ auf ihre Weise; so ging ich umher in einem Gewande von der auffallendsten Einfachheit; so that ich noch manches Andere, was ihren eigenthümlichen Sitten entsprach; weiter aber bin ich in meiner Bemühung,
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)