Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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ich nicht über zehn bis zwölf Kinder unter sechs Monaten und hörte nur von zwei Geburten.
Dem Umstande, daß auf den Sandwich-Inseln und O’Tahaiti das Ehebündniß unbekannt ist, muß man die rasche Abnahme der Bevölkerung dieser Inseln zuschreiben. Die Laster und Krankheiten, welche bei diesen unglücklichen Völkern eingeführt wurden, steigern jährlich die gewöhnliche Sterblichkeit auf ihren Inseln, aus derselben Ursache aber nimmt die ursprüngliche, kleine Zahl der Geburten verhältnißmäßig ab. So schreiten die Haiwianer und O’Tahaitier schrecklich schnellen Schrittes gänzlicher Ausrottung entgegen.
Ich habe früher gelegentlich gesagt, daß ich nie irgend Zeichen von gewöhnlichen Begräbnißplätzen im Thale sah, ein Umstand, den ich damals mir dadurch erklärte, daß ich in einem gewissen Theile des Thales wohnte und es mir verboten war, meine Wanderungen nach der See hinab auszudehnen. Später habe ich es indeß für wahrscheinlich gehalten, daß die Typies entweder aus dem Wunsche, die Zeichen der Sterblichkeit von sich fern zu halten, oder von einem Geschmack an ländlicher Schönheit angetrieben, einen reizenden Friedhof in irgend einem schattigen Winkel am Fuße der entfernteren Gebirge haben mochten. In Nukuheva wurden mir zwei bis drei viereckige Pi-Pi’s, welche von regelmäßigen steinernen Mauern umgeben und im Schatten der dichten Äste ungeheurer Bäume fast den Blicken entzogen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)