Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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nach einer sehr schwierigen Erklärung der Sache ihm die ungeheure Größe der Aufgabe begreiflich zu machen. Indeß befriedigten ihn meine Entschuldigungen kaum, denn er ging mit der uralten Muskete in einer Art Entrüstung fort, als ob er sie nicht länger der Entweihung durch so ungeschickte Finger aussetzen wollte.
Während des Festes hatte ich die Einfachheit der Sitten, die natürliche Ungebundenheit und gewissermaßen die ganz gleiche Lage der Eingebornen im Allgemeinen zu beobachten Gelegenheit. Keiner unter ihnen schien irgend arrogante Ansprüche zu machen. Nur ein ganz kleiner Unterschied im Costüm zeichnete die Häuptlinge vor den andern aus. Alle schienen sich frei und ungezwungen unter einander zu bewegen, obgleich ich bemerkte, daß die Wünsche eines Häuptlings, selbst wenn sie im mildesten Tone ausgesprochen, mit demselben augenblicklichen Gehorsam ausgeführt wurden, welcher an andern Orten nur einem gebieterischen Befehl gezollt werden würde. Wie weit die Herrschaft der Häuptlinge über die andern Wilden des Stammes sich erstreckte, wage ich nicht zu behaupten; aber nach allem, was ich während meines Aufenthaltes im Thale sah, bin ich geneigt anzunehmen, daß sie in Sachen, welche die allgemeine Wohlfahrt betrafen, sehr beschränkt waren. Die ihnen gebührende Ergebenheit wurde übrigens willig und freudig bewiesen und da alle Auszeichnung sich vom Vater auf Sohn vererbte, so
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)