Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
|
Zu bestimmten Jahreszeiten, wenn die Früchte der hundert Wäldchen des Thales reif sind und golden von jedem Zweige herabhängen, versammeln sich die Eingebornen zur Ärnte und sammeln den sie umgebenden Reichthum ein. Die Bäume werden ihrer Last beraubt, welche mit leichter Mühe von Rinde und Kerngehäuse befreit und in große hölzerne Gefäße gethan wird, in welchen die fleischigen Früchte mit großen steinernen Stößeln zu einer teigigen Masse zerstampft werden, die die Eingebornen „Tutao“ nennen. Diese wird dann in einzelne Packete getheilt, die wieder zu großen Packen vereinigt, in mehrfache Blätterdecken eingehüllt, mit Reifen von starkem Bast gebunden und in unterirdischen Behältnissen aufbewahrt, bis sie zum Verbrauch wieder hervorgezogen werden.
In diesem Zustande bleibt der Tutao oft jahrelang und soll durch das Alter sogar an Güte zunehmen. Ehe er aber genießbar wird, muß er noch einer weiteren Behandlung unterworfen werden. Man schaufelt einen Raum in der Erde in Gestalt eines Backofens aus, belegt den Boden desselben mit Steinen und zündet ein großes Feuer darin an. Sobald die nöthige Hitze erreicht ist, entfernt man die Asche, bestreut die Steine mit einer dicken Lage von Laub und legt einen der großen Packen Tutao darauf und darüber eine zweite Lage von Laub. Dann häuft man schnell Erde darüber, so daß das Ganze einen schrägen Damm bildet.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/236&oldid=- (Version vom 1.8.2018)