1499 kamen gen Lübeck etliche Landstreicher aus Sabaudien (Savoyen); die hatten eine große Menge Kinder bei sich, alle mit dem Bilde des Erzengels Michael bezeichnet; und gaben vor, daß sie ausgezogen wären, einen Berg zu suchen, darin der Erzengel wohne. Diesen Kindern nun ward von den einfältigen Leuten viel Geld gegeben. Aber endlich brach es aus, daß sie die Lübschen Schillinge anwechselten, und dafür 3 Pfennige mehr gäben, als sie galten. Deßhalb ließ Ein Rath sie durch den Büttel zur Stadt hinausjagen.
Von andern verständigen Leuten bin ich berichtet, daß sie an zwei Stellen, zu S. Katharinen und im Dom, fleißig aber heimlich nachgesehn, ob noch der Stein der Weisen dort wohlverborgen liege. Der kann aber nur in des Erzengels Namen durch fromme Kinder gehoben werden.
So sollen sie noch von Zeit zu Zeit mit den Kindern kommen, und die Hebung versuchen.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/274&oldid=- (Version vom 1.8.2018)