ist es doch unmöglich, daß sie wider ihre Eidespflicht zu thun sich bewegen lassen sollten. Sie begehren deshalb, Kaiserliche Majestät wolle ihnen vergönnen, eine Botschaft an den Herzog abzufertigen, und was dessen Will’ und Meinung sei zu erkunden, und bitten mittlerweil um einen kleinen Anstand. Sollte ihnen aber solche Bitte abgeschlagen, oder, während die Botschaft draußen, etwas Thätlichs gegen sie vorgenommen werden (was sie sich unterthänigst verbeten haben wollten), so würde ihnen gebühren, ihre Ehre zu bedenken, dergestalt daß man spüren könnte, daß sie ihre Haut theuer genug verkaufen wollen.“ – Diese Werbung richtete der Bischof bescheiden aus, und der Kaiser war es zufrieden, daß die Lübecker gen Stade schickten. Hierauf haben sie des Raths und der Bürgerschaft Vornehmste zu ihrem Landesfürsten hinausgesandt und ihn berichten lassen, in welch großer Noth seine Stadt wäre, und daß sie dem Kaiser nicht länger widerstehn möchte; könne er sie aber in einer beraumten Zeit entsetzen, so wollten sie sich halten. Wie der Herzog das hörte, seufzte er tief und ward von Herzen betrübt, bedankte sich aber aufs höchste gegen Rath und Bürgerschaft, und sandte mit dem Grafen Günzel von Schwerin die Antwort: er möge dem Glück nicht widerstreben, und möchten sie auch thun, was die Noth erfordere; entsetzen und retten könne er sie nicht; auch würden sie allein einen schweren Stein nicht weiter werfen.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)