1461 ist zu Lübeck ein Hausschließer, der die Aufwartung an der Kämmerei hatte, Wieschendorf mit Namen, gerichtet und geköpft, weil er seltsame Dieberei getrieben. Nämlich wenn er den Kämmereiherren die Beutel mit den Geldern aus dem Kasten gehoben, aufgemacht und auf den Tisch geschüttet, hat er beide Zipfel voll in den Fäusten gehalten und sie wieder hingelegt, und das so oft, bis er endlich 3 wackere Häuser an sich gekauft. Hieraus aber schöpften die Herren bösen Verdacht, und stellten ihn zur Rede; so daß er endlich bekannte. Weil er nun außer den drei Häusern noch 1000 auf Zinsen gelegt, mußte er die erstlich herschaffen; dagegen ist ihm die Gnade geworden, daß er nur mit dem Schwert gerichtet ist, da er doch sonst billig über alle Diebe gehenkt werden müssen.
Diese Häuser stehn noch in der Glockengießerstraße neben einander nicht weit vom Glandorpen Hof.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)