Als nun der Lumpenkrieg so weit gediehen, machte es Herr Tiedeman noch ärger, und lies gar hinweg aus dem Nortsund; und die Andern mußten ihm als dem Admiral folgen.
Kaum drei Stunden hernach aber fuhren die Salzschiffe aus der Westsee in den Sund, und meinten guten Schutz zu haben; wie es ihnen unlängst auch geschrieben war. Statt dessen kamen die Dänen über sie. Obgleich sie nun sich tapfer wehrten, und viele der Dänischen bleiben mußten, waren sie doch nur Kauffahrer und zum Kriege übel ausgerüstet; deswegen mußten sie sich endlich verloren geben, dergestalt daß die Dänen jenes Tages an die 46 Salzschiffe bekamen.
Danach, auf Marien Krautweihe, kamen die wendischen Städte in Lübeck zusammen, welche ihr Volk mit im Kriege gehabt, und waren alle sehr bekümmert wegen des großen Schadens, den sie erlitten, allermeist aber wegen des großen Schimpfes und Hohnes, daß der Admiral seine Ehre verlaufen. Es kamen auch die Fürsten von Holstein, die dazumal in großen Sorgen und Furchten stunden, daß die Städte ihnen nicht mehr Beistand leisten könnten, und deswegen aufs höchste baten, die Städte möchten ja Brief und Siegel halten und sie in ihren Nöthen, ja höchsten Nöthen nicht verlassen. Denen ist zur Antwort gegeben: was ihnen von sämtlichen Städten versprochen, gelobt und zugesagt sei, sollte ihnen ohne das gewißlich und wohl gehalten werden.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)