der was konnte; der sprach: wofern man ihm ein gut Stück Geld verehren wollte, sei er wohl im Stande, der Sache einen Wandel zu machen. Als man ihm solches mit Freuden bewilligt, hat er der alten Here Leibgericht verkundschaftet, welches Speckpfannkuchen mit Bêslôk (Schnittlauch) gewesen; läßt alsbald deren zwölf der schönsten in der Herberge zum großen Christoffer backen und um Mitternacht auf einem neuen zinnernen Teller fertig halten. Dann versperrt er die Thür mit einem großen Hopfensack, in dessen Grund er die blanke Schüssel mit den Speckpfannkuchen setzt, und spricht seinen Spruch. Da ist Môder Dwarksch alsbald vom Lehnstuhl auf- und in den Hopfensack gefahren und über die Speckpfannkuchen hergefallen: der kluge Schneider aber schnürt den Sack zu und trägt ihn in die Grönauer Heide, wo er die Alte mit dem stärksten Zwange bannt.
Seitdem hat nun Môder Dwarksch ihr Wesen dort getrieben: den Leuten die Wege verrannt, den Sand aufgeblasen, falsche Lichter gezeigt, sie durch Nothrufe und Geheul veriert, und sich an die Wagen gehängt, daß sie nicht durchkommen mochten. Absonderlich aber hat sie alle, die Speisen bei sich geführt, verfolgt, und mit Speckpfannkuchen gar ist die Heide nicht zu passieren gewesen. Einer aber, der es um Mitternacht dennoch gewagt, ist am andern Morgen mit umgedrehtem Genick gefunden.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/184&oldid=- (Version vom 1.8.2018)