Als der Fürst nun oben war, und mehr Gesindes mit sich gebracht, als Otto um sich hatte, sprach er: „Du hast es alles wohl verwahrt, und lange genug geschützt und aufgehalten; Ich will dich deiner Sorge, Mühe und Arbeit entledigen; zeuch nun, wohin du willst; Ich will hinfort Mein Erbschloß selbst bestellen und bewahren.“ Junker Otto sagte: er wolle doch auf guten Glauben mit ihm handeln; es sei wohl nicht sein Ernst, sondern sein Scherz. Der Herzog aber sprach: „Du hörst was dir gesagt wird; Wir wollen Unser Schloß selbst in Schutz nehmen.“
Wie Junker Otto das sah, daß es ernstlich gemeint, und daß ihn seine Einfältigkeit betrogen, zog er mit Traurigkeit ab, setzte sich auf sein Pferd, und ritt gen Lübeck.
Da klagt er dem Burgemeister mit betrübtem Gemüth, wie er vom Herzoge betrogen wäre; und damit hat er seinen Leib überantwortet samt allem was er hatte, also daß die Lübschen auch seines Lebens mächtig sein sollten.
Hierauf befiehlt ihm Ein Rath: er solle sich in der Herberge halten und bestricket sein, bis ihm andere Antwort zukomme. Obwohl nun auch Junker Otto bereit gewesen, sein Schloß Ritzerau, das er erblich hatte, den Lübschen für Bergedorf zu geben: so wollten sie es doch nicht nehmen, sondern hielten es für unchristlich, seine Kinder ihres väterlichen Erbes zu berauben. Doch gerieth Junker Otto über solchen Handel in tiefe Bekümmerniß
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)