Im Jahre 1385 geschah der große Jammer der Verrätherei, wie er zu Lübeck unerhört war: da war die Stadt verrathen von innen und von außen, und wäre zu Grunde gegangen, wenn nicht Gott über sie gewacht. Die Rädelsführer solcher Verrätherei waren Hinrich Paternostermaker, ein Bernsteindreher, der das wohl 15 Jahre lang betrieben; Arnold Synnighe, ein Buntfutter; Johann Kaleveld und Hermann van Minden, beide Becker. Diese Bösewichter pflegten in Arnolds Hause am Klingberg zusammenzukommen und sich über ihre Anschläge zu besprechen, und verfuhren dabei ganz schlau. Denn ehe sie einem sich entdeckten, stellten sie ihn auf mancherlei Proben, ließen ihn auch einen erschrecklichen Eid schwören, daß er keinem lebendigen Menschen etwas sagen wollte, er möchte beitreten oder nicht. Blieb aber einer dabei, dann schrieben sie seinen Namen mit Blut auf ein Papier; und es wurden ihnen nur sehr wenige abfällig, da sie ihre Leute gut zu wählen wußten. Außerhalb der Stadt aber war ihr Hauptmann ein Holsteinischer von Adel, Detlev Gudendorp, der von den Rittern viele an sich zog, und es eben so machte, wie die binnen Lübeck.
Als nun der Tag der Ausführung herannahte, versammelte der Gudendorp einen großen Haufen um sich,
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)