1351. Um diese Zeit stand nicht weit von Slutup eine Schenke, wo die Leute an Sonn- und Werkeltagen ihr Leben in Saus und Braus zubrachten, und sich auf keine Ermahnung von ihrem bösen Leben und Wesen bekehren wollten. Selbst als der schwarze Tod kam, ließen sie nicht ab: sie fürchteten sich auch nicht; und starben auch nicht, weil der böse Feind sie bewahrte. Da kam eines Sonntages der fromme Priester aus Slutup mit dem Leib des Herrn vorüber, um einen Sterbenden im nächsten Dorf zu erquicken; vor ihm her aber ging der Meßner und klingelte. Der Spielmann, welcher die Fiedel vor der Schenke strich, knieete auch sogleich nieder, und erwies dem Sakrament die Ehre; die Andern jedoch tanzten weiter. Wie nun der Fiedeler noch da liegt und sein Gebet spricht, hört er hinter sich ein Donnern und Krachen, wie am jüngsten Tage; und da er sich besinnt und hinter sich blickt, ist von der Schenke und den Tänzern nichts mehr zu sehn, sondern alles in eine tiefe Kluft verschwunden, die noch dort liegt. Dieser öde Fleck heißt die alte Mordkuhle.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)