Philipp Lottich: Aufzeichnungen aus dem Munde des Volkes und Schilderungen aus dem Volksleben in der Umgegend von Schlüchtern | |
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schwingend, ganz gravitätisch auf dem Tanzplatze herum, dann blieben die Musikanten stehen und die Blonbursche nahmen ihre Mädchen, die sich mittlerweile auch eingestellt hatten, und tanzten, die Blonknechte voran, die drei Reiher. Nach den drei ersten Reihern wurden erst die Musikanten für ihr Aufspielen (beim Schultheiß und Pfarrer) bezahlt (Jeder gab sechs Kreuzer) und die Mädchen, die schön geputzt und an den weißen Schürztüchern als Blonmädchen erkennbar waren, nahmen nun ihren Burschen die Hüte herunter und thaten ihnen Rosmarin darauf, was für diese das Abzeichen war, und der Tanz hub an. Wollte ein Fremder auf dem Blonplatze tanzen, mußte er erst um Erlaubniß fragen. Mit Anbruch der Nacht begab sich die ganze Gesellschaft in die Oberstube, wo die andern Musikanten, die nicht am Blon spielten, abgehen und sich mit einem Nebenstübchen, mit der Unterstube und, wenn’s mehrere Tanzparthieen waren, selbst wohl auch in der Scheune mit der Tenne begnügen mußten. Um zwölf war Feierabend, wo dann die Blonbursche ihren Mädchen im Dorfe herum aufspielen ließen, und mitunter auch wieder getanzt und, jedoch nur Schnaps, getrunken wurde. Dafür erhielten sie von jedem Hausmann einen Kuchen. Auf dem Tanzplatz wurde für das zusammengelegte Geld nur Wein getrunken und zwar mußte die Hälfte dieses Geldes für den zweiten Tag aufgespart werden. Wollte einer noch mehr trinken, so mußte er es aus seiner Tasche bezahlen. Der Wein war wolfeil, die Flasche 8 – 10 Xr. Mittags ging es wie am Tage vorher, nur daß es gleich nach der Morgenkirche anging. Dienstags und Mittwochs dauerte die Kirb noch, der Blon aber war vorüber. „So wollte’s die Banngerechtigkeit, welche gegen 1816 oder später aufhörte.“
Ein anderer. Es ist gut, daß es mit dem Blon anders geworden ist. Bloatzknechte wurden gewöhnlich die unverschämtesten und lüderlichsten unter den Burschen. Da wurden nun die andern betrogen und um viel mehr als
Philipp Lottich: Aufzeichnungen aus dem Munde des Volkes und Schilderungen aus dem Volksleben in der Umgegend von Schlüchtern. Bohné, Kassel 1854, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lottich_Volksleben_Schluechtern.djvu/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)