Ich ließ die Nacht stürmisch sein, einmal damit der Rabe mit Grund Einlass suche, und zweitens um des Effekts willen, dass sie mit der (materiellen) Heiterkeit des Zimmers kontrastiere.
Ich ließ den Vogel ebenfalls wegen des Kontrastes zwischen dem weißen Marmor und dem schwarzen Gefieder sich auf die Pallasbüste setzen. Auf die Büste hatte mich selbstverständlich der Vogel gebracht, und die Büste der Pallas wählte ich einestheils als am besten zu dem Gelehrtenstande des Liebenden passend, anderentheils wegen des volltönenden Klanges im Worte „Pallas“ selbst.
Auch in der Mitte des Gedichts habe ich mich der Macht des Kontrastes bedient, um den zuletzt empfangenen Eindruck zu verstärken. Zum Beispiel, dem Eintritt des Raben ist ein phantastischer Anstrich verliehen, der so nahe wie irgend zulässig war, an das Scherzhafte streift. Er schreitet „gravitätisch schwirrend“ in das Zimmer.
Nicht mit einem Gruß bedacht’ er mich, kein Dankeszeichen macht’ er,
Vornehm stolz zur Ruhe bracht’ er sein Gefieder, regenschwer.
In den beiden folgenden Strophen ist die Absicht noch deutlicher zu erkennen:
Und der schwarze Vogel machte, dass ich trotz der Trauer lachte,
So possierlich ernst und finster saß ob meiner Thüre er.
„Ob dein Kamm auch kahl geschoren, bist als Feigling nicht geboren,
Alter Rabe, der verloren irrt im nächt’gen Schattenmeer, –
Adolf Strodtmann: Lieder- und Balladenbuch amerikanischer und englischer Dichter der Gegenwart. Hoffmann & Campe, Hamburg 1862, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lieder_und_Balladenbuch-Strodtmann-1862.djvu/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)