Der um so treuer für das Recht entbrennet,
Weil er das Unrecht sanft zu dulden weiß;
Der im Verbrecher noch den Bruder kennet,
Und dessen Lied vom Blut der Liebe heiß —
Dies, Dies ist er, den rings die Völker heischen,
Zu singen ihrer Herzen mächt'gen Drang!
Zu lang begnügen sie sich mit dem Kreischen
Verstimmten Rohrs, und nannten es Gesang.
Ihm soll die Menschenseele lächelnd lauschen,
Von ihrer Dornenkrone Last befreit,
Und Aug' um Auge sollen wieder tauschen
Den freudetrunknen Blick der Seligkeit.
Sein Lied, es wandle mit erhabnem Gange,
Von einer stolzen Melodie durchbebt,
Gelernt vom Himmel, Sturm und Wogendrange
Und allem Großen, Schönen, was da lebt.
Erwache denn, zu unserm Heil erlesen,
Lass fühlen uns der Seele Herrlichkeit —
Allzu unendlich ist ja unser Wesen,
Sich zu bescheiden mit dem Lug der Zeit.
Heb an! und sieh — im All, dem klängevollen,
Ein staunend Schweigen, das zu atmen scheut,
Wie wenn ein Donnerschlag mit lautem Grollen
Des Himmelszeltes heitres Blau zerstreut.
Adolf Strodtmann: Lieder- und Balladenbuch amerikanischer und englischer Dichter der Gegenwart. Hoffmann & Campe, Hamburg 1862, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lieder_und_Balladenbuch-Strodtmann-1862.djvu/25&oldid=- (Version vom 5.12.2016)