Wer Zunge sein will diesem weiten Land,
Muss ehrne Saiten auf die Harfe spannen,
Muss schlagen sie mit arbeitsbrauner Hand, —
Ein Mann, mit der Natur geheimsten Weben
Dess Seel' in Eins verschwamm mit ihrem Leben,
Dess Antliz ausweist aller Schönheit Zug;
Der nicht den Leib entehrt, den Geist beflecket,
Der wie der scharfe Westwind kühn und frei;
Dem nur Gesetz des Höchsten Wille sei;
Dess Auge gleich dem Früh- und Abendbrothe
Lieblichen Anblick heut zu jeder Stund';
Der Gottes Meer nicht misst mit ird'schen Lothe,
Der, unbeirrt vom Wahn der niedern Menge,
Dem einen sichern Wind der Höhe traut;
Und unterm trübsten Antlitz im Gedränge
Den Tempel noch von Lieb' und Andacht schaut;
Den festen Pol des Alls umkreisen sieht,
Allwo die Seele wie ein heitrer Himmel
Den wunderbaren Ring des Seins umzieht;
Der fühlt, dass Gott und Himmel Jedem näher,
Den nicht der eignen Seele Freiheit eher,
Als die der Brüderschar, zum Kampf bewegt;
Adolf Strodtmann: Lieder- und Balladenbuch amerikanischer und englischer Dichter der Gegenwart. Hoffmann & Campe, Hamburg 1862, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lieder_und_Balladenbuch-Strodtmann-1862.djvu/24&oldid=- (Version vom 5.12.2016)