Sie kamen sich wie verzaubert vor.
Leas langes, goldbraunes Haar schwamm im Wasser, und schlang sich um Ludwigs Hals und Nacken ... es hatte sich verwirrt und er konnte sich nicht befreien, ohne ihr weh zu thun ... aber er wollte sich auch nicht befreien.
Er hielt sein Weib in den Armen, und seine Phantasie träumte ihm vor, dass es eine Undine sei, die ihn küsse und dann untertauche in die Fluten und nie, nie wiederkäme ....
Zitternd presste er sie an sich, und Lea umschlang ihn zärtlich mit beiden Armen.
Allmählich wich ihre Furcht. und sie nickte dem Monde zu, der, ohne Helligkeit zu verbreiten, seine schmale Sichel im Wasser spiegelte.
Es war so dunkel – so still ...
Ab und zu sprang ein Fischlein aus dem Wasser, und das kleine plätschernde Geräusch liess die beiden jedesmal zusammenfahren. Dann sahen sie sich an und lachten leise.
Lea schwamm ein Stückchen hinaus und ihr weisser Körper zeichnete sich scharf von dem dunklen Wasser ab ... Ludwig folgte ihr, und dann gaben sie sich die Hände und schwammen zusammen.
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/97&oldid=- (Version vom 10.11.2016)