Als sie die Hütte wieder erreichten, waren noch mehr Gäste da, und das Gastzimmer war mit schwatzenden und lachenden Menschen dicht gefüllt.
Lea that der Anblick weh.
Ein Schwindel ergriff sie. Sie konnte nach der erhabenen Einsamkeit, die sie eben verlassen, sich in dem Gewühl der Menschen nicht wohl fühlen, und sie wurde von einer heftigen Nervosität ergriffen.
Auch Ludwig war wortkarg.
Er hatte Lea vorhin auf dem Berge, ohne dass sie es ahnte, beobachtet, er hatte den wechselnden Ausdruck ihres Gesichtes ängstlich verfolgt, – – und ein nagender Schmerz hatte ihn erfasst.
So sah keine glückliche Frau aus.
An was hatte sie gedacht? Was bewegte sie, als sie so traumverloren der scheidenden Sonne nachblickte?
Sein armes, immer wieder von Zweifeln gequältes Herz zuckte unter der Vorstellung, dass Lea, sein vergöttertes Weib, nicht glücklich sei.
Er sah sie von der Seite an, mit einem unendlich traurigen Blick, und plötzlich stand Lea auf.
Die Nachwirkung des Sonnenunterganges, des vielen Neuen, das sie heute
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/85&oldid=- (Version vom 10.11.2016)