entging es aber nicht, wie blass sie wurde und wie sie erschauerte.
„Nun, warum antwortest Du mir denn nicht, Lea?“
Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
O Gott, wie wurde sie doch gequält!
„Ich – ich weiss nicht, Ludwig, ob ...“ sie brach ab. – –
„So. Weisst Du es wirklich nicht, Lea?“
„Nein, wie kann ich es wissen, Ludwig?“ sie gab sich Mühe, unbefangen zu sprechen.
„Wir sind jetzt länger als anderthalb Jahre verheiratet ..., meinst Du, dass dann noch eine Hoffnung vorhanden ist?“
„Aber gewiss. Es waren Eheleute manchmal viele Jahre kinderlos, und schliesslich – – –“
„Ja, und schliesslich wurde ihnen doch noch ein Kind geboren! Gewiss, das kommt vor!“
Sein Ton wurde immer kälter und ironischer.
Das arme gequälte Weib sah ihn mit angstvollen Augen an, Lea glaubte, sein sonderbares Betragen rühre von dem Schmerze her, den ihm die getäuschte Hoffnung bereite ..., und sie begann eine
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/113&oldid=- (Version vom 10.11.2016)