Orgien in seiner Seele feierte und in ihm die seltsamsten und unwahrscheinlichsten Bilder wachrief.
Das Misstrauen findet immer hundert Bestätigungen eines einmal wachgerufenen Argwohnes, wenn sie auch noch so absurd und herbeigezogen sind.
Gegen Abend kam Ludwig endlich nach Hause und setzte sich mit heiterer Miene zum Essen nieder.
Er heuchelte!
Einen Augenblick kam ihm das zum Bewusstsein und er errötete vor Scham, ... aber sofort beschwichtigte er sich mit der Erwägung, dass er das Recht habe, die Wahrheit zu erfahren um jeden Preis!
Er scherzte und lachte mit Lea, der dabei unheimlich zu Mute wurde.
Das war keine echte Fröhlichkeit!
Was war mit ihm? Was würde sie nun wieder treffen?
Während sie noch grübelte, sagte Ludwig so ganz leichthin:
„Sag’ ’mal, Lea, .. was glaubst Du, werden wir noch einmal ein Kind haben?“
Lea erbleichte. Sie schwieg und ein fast unmerkliches Zittern durchflog ihren Körper.
Seinem scharf beobachtenden Blick
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/112&oldid=- (Version vom 10.11.2016)