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Seite:Lenau - dichterischer Nachlass, 1858.djvu/8

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IV

Herzens anzuweisen, nach der ich im Leben wie in der Kunst mit Liebe und Treue von jeher gestrebt hatte. Mag es dem Sterbenden einen großen Trost gewähren, seine letzten Hauche von bewährten Freunden bewacht zu wissen, größer doch ist das Maß der läuternden Weihe, die von dem letzten Schlummerkissen eines großen und reinen Menschen über Jene ausströmt, die es umstanden.

In der dramatischen Dichtung „Don Juan,“ durch welche die vorliegende Sammlung eröffnet wird, begegnen wir der letzten größern Arbeit, welche unsern Dichter unmittelbar vor der verhängnißvollen, erst so hoffnungshellen, dann so unheilschweren Wendung seiner Lebensgeschicke beschäftigt hatte. Im „Don Juan“ sollte die vor Jahren im „Faust“ eingeschlagene Bahn Ergänzung und dichterischen Abschluß erhalten, die dort in dem Hauptcharakter verkörperte spiritualistische Dichtung sollte hier ihre sensualistischen Gegensätze finden, die beiden getrennten Hälften des Doppelwesens Faust-Don Juan sollten eben durch ihre Gegenüberstellung, wie die entgegengesetzten Hemisphären desselben Planetenballes, gegenseitig Zusammenhang, Rundung und Ganzheit gewinnen. Die wechselseitigen Beziehungen beider Werke sind unverkennbar und finden

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/8&oldid=- (Version vom 26.11.2022)