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Seite:Lenau - dichterischer Nachlass, 1858.djvu/162

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Napoleon stand auf den Marchfeldsflächen
Mit seinen Heldenschaaren, Heeresmeistern,

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Umrauscht, umflammt von allen Siegesgeistern,

Und fest entschlossen, Deutschlands Herz zu brechen!
Wie bebte dieses Herz vor seinem Tritte,
Das Völkerband vor seinem Todesschnitte!
Sein Wort gebot den Mächten dieser Erde,

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Mehr als des Rechts altheiliger Bestand

Galt seines Munds ein Hauch, sein Wink, der Hand
Beglückende – vernichtende Geberde.
Vom Königszittern schwankten rings die Thronen,
Und eine Wanderlust ergriff die Kronen,

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Wie Vögel im Spätjahr der Reisezug,

Als er die alte Welt in Trümmer schlug.

„Bald stürzt vor mir und meinem starken Heer
Der Leopard Britannia’s ins Meer,
Der Britten Stolz verwandle ich in Gram,

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Und ihren Taumelkelch zur Thränenurne.

Hispania liegt zu meinen Füßen zahm,
Und wischt den Schlachtenstaub mir vom Kothurne
Mit ihrem weichen aufgelösten Haare,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/162&oldid=- (Version vom 23.4.2023)