Viel Gutes und Erfreuliches ist hier noch aufgestellt; doch der beschränkte Raum gestattet uns nur noch das sehr gelungne Portrait nach der Natur, vom Hofschauspieler Geyer gemalt, zu erwähnen. Hier ist Wahrheit, Styl und sinnige Kunstfertigkeit, Stellung, Beleuchtung und Farbenton, Alles ist lobenswerth daran. Das Modell des Genius des Todes von Ernst Matthäi ist mild und schön im Geiste des Alterthums gedacht. Die verschiednen im Seitenzimmer befindlichen Modelle von den Schülern des Professors Pettrich machen diesem wackern Lehrer viele Ehre. So sind auch viele der Arbeiten der Meissner Porzellanfabrik ganz ausgezeichnet schön. Unter den architektonischen Zeichnungen sind viele recht brave; doch können diese das grössere Publikum weniger interressiren.[1]
Wir gelangen endlich zum Professorzimmer. Zwei treffliche Portraits in Lebensgröße ziehen uns hier zuerst an und werden durch ihre Zusammenstellung doppelt interessant, da sie fast von gleicher Größe sind und eines das Bild der heitersten Klarheit, so wie das andere das der sanftesten Trauer ist. Das erstere, vom Professor Hartmann gemalt, stellt eine allgemein bekannte, liebenswürdige junge Dame unübertrefflich treu und wahr dar. Sie sitzt in dem einfachen hellgrünen Zimmer neben dem Piano, woraus sie eben gespielt zu haben scheint; über die Melodieen, welche da verhallten, ist sie in heiteres sinnendes Nachdenken versunken: das freundliche Köpfchen, von den kunstlosen braunen Locken umspielt, stützt sich auf den rechten Arm, während der linke nachlässig auf den Schooß sinkt. Das zarte weiße Gewand schmiegt sich im schönsten Faltenwurf an die holde Gestalt; blüthenhell und weiß ist Alles, sogar der weiche seidne Schuh, durch welchen die zarte des Füßchens so fein durchschimmert, ja selbst das Bologneserhündchen, welches so treu unter dem Stuhl hervorlauscht, ist vom seidenweichen, weißen Haar bedeckt; nur der über die Stuhllehne geworfene Shawl ist purpurroth. Die Aufgabe, die der treffliche Künstler bei diesem Bilde löste, war um so schwieriger, da er bei diesen hellen Farben die ganze Gestalt doch im vollsten Lichte darstellte. Kein Schlagschatten, keine abgedämpfte Schattenparthie hebt hier das übrige; Alles ist hell und ungetrübt, selbst der Fußboden ist noch ein lichtes Getäfel, und doch tritt alles in ruhig schöner Haltung lebendig hervor. Das ganze Bild ist Wahrheit und Klarheit. Das vom Professor Rösler gemalte andere Portrait zieht eben so sehr an, und ist von gleicher Vollendung. In tiefer Trauer und altdeutscher Tracht ist hier eine edle Fürstin dargestellt; sanfter Ernst, stille Resignation sprechen nicht allein aus diesen schönen Zügen, sondern aus der Haltung der ganzen Gestalt. Nur an heiliger Stätte konnte ihr Schmerz sich in so milde Fassung lösen; sie steht in einer Hauskappelle und im Hintergrunde sehen wir unter einem halbaufgeschlagnen Vorhang ein Madonnenbild. Die Haltung und Ausführung des ganzen Portraits ist meisterhaft.
Überaus lieblich, reizend mit den blühendsten Farben
- ↑ Viele Brustbilder Luthers waren hier, wie sie dies Jahr überall sind. Auffallend ist ihre Verschiedenheit selbst im Charakter.
Unbekannt: Einige Worte über die diesjährige Dresdner Kunstausstellung im August 1817. F. A. Brockhaus, Leipzig 1817, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leipziger_Kunstblatt_Dresdner_Kunstausstellung_1817.djvu/4&oldid=- (Version vom 21.9.2024)