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Seite:Lebensläufe Meissner Künstler.pdf/54

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ruhmvollen Feldzügen Wellingtons. Was seine eigene künstlerische Thätigkeit betrifft, so entstanden eine Reihe Genrebilder, welche in Privatbesitz übergingen. Kinderköpfe oder Scenen aus dem Kinderleben gelangen ihm vorzüglich und manche derselben haben durch Stich und Holzschnitt eine weite Verbreitung gefunden, wie jene lieblichen Bilder „Kinder aus einem Fenster nach dem Weinlaube sehend“ und „Kinder mit Seifenblasen“.

Seit 1818 war Kersting mit der Tochter des Hofpostmeisters Sergel aus Dresden verheiratet. Ludwig Richter verkehrte viel in der allgemein geachteten Familie, in welcher Einfachheit der Sitte und teilnehmendes, geistiges Leben in schönem Verein anzutreffen war. Ein erwachsener Sohn, der sich in Meißen als Arzt niedergelassen hatte, starb 1844 noch bei Lebzeiten des Vaters. Die Manufaktur ließ diesem ein Trauergedicht überreichen, welches den noch lebenden Professor Milberg zum Verfasser hatte. Kersting folgte ihm im Tode am 1. Juli 1847.

Hermann Karl Kersting,[1] der jüngere Sohn des vorigen, ist am 19. Januar 1825 in Meißen geboren, besuchte die Dresdner Akademie und war ein höchst talentvoller Schüler Bendemanns und nachher Schnorrs von Carolsfeld. Ein hübsches Bild von ihm stellt Tetzel dar, wie derselbe von einem Ritter unter Hinweis auf den erkauften, für eine noch zu begehende Sünde gültigen Ablaßzettel ausgeplündert wird. Der junge Künstler starb schon am 11. November 1850.

Ernst Sigismund Kirchbach,[2] Historienmaler und Direktor del Academia de las pinturas in Santiago, wurde am 23. April 1831 zu Meißen geboren. Sein Vater bekleidete die Stelle eines Briefträgers in Meißen. Sein Oheim, der Porträtmaler Köhler (s. w. u.) erteilte ihm den ersten Zeichenunterricht und setzte es durch, daß er nach Dresden auf die Akademie geschickt wurde. Später trat er in das Meisteratelier Schnorrs von Carolsfeld ein. Hier wurde er als junger Mann von 20 Jahren schon mit der Ausschmückung des Rubenssaales der damals im Bau begriffenen Gemäldegalerie betraut. Ende 1856 verließ Kirchbach Dresden und ging nach England. In London stand er mit Kinkel, Freiligrath, Ronge u. a. in regem Verkehre, der auf ihn mächtig fördernd wirkte. Er malte damals u. a. eine „Flucht nach Ägypten“, welche in der Royal Academy allgemeinen Beifall fand, einen „Othello“ und den ersten Entwurf zur „Lady Macbeth“. 1860 nach Dresden zurückgekehrt, malte er eine


  1. Taufbuch der Stadtkirche z. g. J. Mitteilung des Herrn Galerieinspektor Müller in Dresden.
  2. Nach Mitteilungen seines Sohnes, des Herrn Historienmaler Kirchbach in München.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/54&oldid=- (Version vom 25.1.2025)