bezeichnen, und die scheinbar ganz und gar in der Sphäre des Geldumlaufe liegen.
Nur scheinbar. Montecucculis jetzt zum Ueberdruße zitierter Ausspruch vom dreifachen Geldbedarfe des Krieges hatte Geltung, solange die Feldherren die Kriegführung in Generalentreprise übernahmen und solange Geld in Söldnertruppen umgesetzt wurde. Seitdem aber Geld nicht mehr unmittelbar in Truppen, sondern allein in die Mittel zu ihrem Unterhalt und ihrer Ausrüstung umgesetzt werden kann, ist nicht Geld mehr das Entscheidende, sondern die nationale Produktionskraft. Denn nur durch diese kann Geld für die Kriegführung wirksam werden und nur in dem Maße, als diese ausreicht, Alle zu ernähren und Alles zu liefern, was der Krieg bedarf: Brot und Fleisch, Tuch und Leder, Gewehre und Munition, Kanonen und Granaten, Zugtiere und Automobile, Stacheldraht und Pelze, Zelte, Verbandszeug, Gummireifen und tausendunddrei andere Dinge.
Diese Vorräte für den Krieg bereitzustellen war ehemals Aufgabe der staatlichen Magazinierungspolitik. Dem enormen Sachbedarf des heutigen Krieges gegenüber versagt die Magazinierung, der Inhalt der staatlichen Proviantmagazine und Zeughäuser kommt nur für den Kriegsbeginn in Betracht, für die Fortführung des Krieges muß der Staat auf die Vorräte der Volkswirtschaft greifen, auf die Warenlager des Handels, die Rohstofflager und die Arbeitskräfte der Industrie. Hier findet er reichliche Reserven vor.
Julius Landmann: Die Kriegsfinanzen der Großmächte. Buchdruckerei zum Basler Berichtshaus, Basel 1915, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LandmannKriegsfinanzen.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)