Zum Inhalt springen

Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/55

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Universums, auf welchen die Bewegung und Stellung aller übrigen Gestirne bezogen wird. Während nämlich Einige meinen, dass auch diese sich einigermassen verändern, so werden wir bei der Ableitung der irdischen Bewegung eine andere Ursache für diese Erscheinung darlegen. Es folgt der erste Planet, Saturn, welcher in 30 Jahren seinen Umlauf vollendet; hierauf Jupiter mit einem zwölfjährigen Umlaufe; dann Mars, welcher in 2 Jahren seine Bahn durchläuft. Die vierte Stelle in der Reihe nimmt der jährliche Kreislauf ein, in welchem die Erde mit der Mondbahn, als Epicyclus, enthalten ist. In fünfter Stelle kreist Venus in neun Monaten. Die sechste

Stelle nimmt Merkur ein, der in einem Zeitraume von achtzig Tagen seinen Umlauf vollendet. In der Mitte aber von Allen steht die Sonne. Denn wer möchte in diesem schönsten Tempel diese Leuchte an einen andern oder bessern Ort setzen, als von wo aus sie das Ganze zugleich erleuchten kann? Wenn anders nicht unpassend Einige sie die Leuchte der Welt, Andere die Seele, noch Andere den Regierer nennen. Trimegistus[1] nennt sie den sichtbaren Gott, Electra[2] des Sophocles den Alles Sehenden. So lenkt in der That die Sonne, auf dem königlichen Throne sitzend, die sie umkreisende

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [9] 32) Der Augustiner Ambrosio Calepino entlehnt in seinem Dictionarium hexaglottum, Basileae, pag. 343 u. 344 aus dem Diodorus Siculus folgende Angaben über Trismegistus: „Trismegistus, τρισμέγιστος. Latinis maximum sonat. Quo cognomine dictus est Mercurius, superioris Mercurii nepos, quem fabulantur fuisse filium Nili. Hunc tamen secundum asserunt occidisse Argum. Aegyptiisque praefuisse, et literas et leges tradidisse: sed literarum characteres animalium arborumque figuras habuisse. Hic condidit urbem, quam a se Hermopolim nominavit. (Germ. Der grosse Merkurius so vor Zeiten in Egypten ein herrlicher Philosoph, Priester und auch König gewesen ist.) Dictus est antem Trismegistus, quod et philosophus maximus, et sacerdos maximus, et maximus denique rex fuerit. Consueverunt enim Aegyptii ex omni philosophorum numero sacerdotes, ac rursus ex sacerdotibus regem eligere. Hic autem ut philosophos sapientia, ita religione sacerdotes excelluit, ac mox in imperio administrando superiores omnes reges superavit. Primus a physicis ad divinorum speculationem se erexit. Primus de majestate Dei, de daemonum ordine, animarumque mutationibus sapientissime disputavit. Scripsit multa volumina, quibus arcana mysteria et oracula panduntur. Non enim ut philosophus tantum, sed ut propheta futura saepe praedixit.“ Werke, welche dem Trismegistus zugeschrieben werden, sind seit 1554 bis 1630 an verschiedenen Orten erschienen. Die Stelle, auf welche sich hier Copernicus bezieht, citirt A. V. Humboldt, Kosmos II. p. 500 nach der Krakauer Ausgabe von 1586 mit lib. V. p. 195 und 201.
  2. [9] 33) Wahrscheinlich bezieht sich diese Bemerkung darauf, dass Electra in der sophocleischen Tragödie Vers 823 bis 826 sagt:
    ποῦ ποτε ϰεραυνοὶ Διὸς, ἢ zu deutsch: Wo sind wohl die Blitze des Zeus, oder
      ποῦ φαέϑων   wo der leuchtende
    Ἅλιος, εἰ ταῦτ᾽ ἐφορῶντες Helios, wenn solches sehend
    ϰρύπτουσιν ἕϰηλοι; sie sich untäthig verbergen?

    wenn man namentlich damit verbindet, was der Chor, Vers 174 und 175 zur Ellectra sagt:

    ἔστι μέγας ἐν οὐρανῷ zu deutsch: Im Himmel ist der grosse
    Ζεὺς, ὅς ἐφορᾷ πάντα ϰαὶ ϰρατύνει. Zeus, der Alles sieht und hält.

    Man braucht also nicht mit Böckh (vergl. Humboldts Kosmos II. p. 500) zu vermuthen, „die Anspielung sei wohl einem Gedächtnissfehler des Copernicus’ zuzuschreiben, welcher die Folge einer dunkeln Erinnerung an Vers 869 des Oedipus in Kolonos des Sophocles: ‚ὁ πάντα λεύσσων Ἥλιος‘ wäre.“