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Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/401

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täglich sowohl die Oerter als auch die Kreise ändern. Denn von diesen Gestirnen geht keines an dem Orte auf, wo es Tags zuvor aufgegangen ist. Wenn dies sich so verhält, so ist nicht zweifelhaft, dass die Sonne 183 Kreise hat, durch welche sie entweder vom Sommersolstitium zum Wintersolstitium herabgeht, oder von dem letzteren zum Sommersolstitium aufsteigt. In diesen verschiedenen Kreisen nun bewegt sie sich. Während aber die Sonne die angegebene Zahl (von Kreisen) besitzt, beschreibt Mars doppelt, Jupiter zwölfmal und Saturn acht und zwanzig mal so viel Kreise, welche auch Parallelkreise genannt werden. Alle diese Bewegungen rücken mit der (Fixstern-) Welt fort, und umkreisen die Erde mit Auf- und Untergehen. Obgleich dagegen Venus und Merkur täglichen Auf- und Untergang zeigen, so gehen ihre Bahnen doch durchaus nicht um die Erde, sondern sie gruppiren sich um die an Umfang grössere Sonne; kurz sie legen den Mittelpunkt ihrer Bahnen in die Sonne, so dass sie sich zuweilen über ihr, meistens unter ihr, der Erde näher, bewegen; und zwar weicht Venus um ein Zeichen und einen halben Grad von der Sonne ab. Wenn sie aber über der Sonne stehen, so ist Merkur der Erde näher, während unter der Sonne die Venus; diese bewegt sich nämlich in einem offneren und grösserem Kreise.“


32) Der Augustiner Ambrosio Calepino entlehnt in seinem Dictionarium hexaglottum, Basileae, pag. 343 u. 344 aus dem Diodorus Siculus folgende Angaben über Trismegistus: „Trismegistus, τρισμέγιστος. Latinis maximum sonat. Quo cognomine dictus est Mercurius, superioris Mercurii nepos, quem fabulantur fuisse filium Nili. Hunc tamen secundum asserunt occidisse Argum. Aegyptiisque praefuisse, et literas et leges tradidisse: sed literarum characteres animalium arborumque figuras habuisse. Hic condidit urbem, quam a se Hermopolim nominavit. (Germ. Der grosse Merkurius so vor Zeiten in Egypten ein herrlicher Philosoph, Priester und auch König gewesen ist.) Dictus est antem Trismegistus, quod et philosophus maximus, et sacerdos maximus, et maximus denique rex fuerit. Consueverunt enim Aegyptii ex omni philosophorum numero sacerdotes, ac rursus ex sacerdotibus regem eligere. Hic autem ut philosophos sapientia, ita religione sacerdotes excelluit, ac mox in imperio administrando superiores omnes reges superavit. Primus a physicis ad divinorum speculationem se erexit. Primus de majestate Dei, de daemonum ordine, animarumque mutationibus sapientissime disputavit. Scripsit multa volumina, quibus arcana mysteria et oracula panduntur. Non enim ut philosophus tantum, sed ut propheta futura saepe praedixit.“

Werke, welche dem Trismegistus zugeschrieben werden, sind seit 1554 bis 1630 an verschiedenen Orten erschienen. Die Stelle, auf welche sich hier Copernicus bezieht, citirt A. V. Humboldt, Kosmos II. p. 500 nach der Krakauer Ausgabe von 1586 mit lib. V. p. 195 und 201.


33) Wahrscheinlich bezieht sich diese Bemerkung darauf, dass Electra in der sophocleischen Tragödie Vers 823 bis 826 sagt:

ποῦ ποτε ϰεραυνοὶ Διὸς, ἢ zu deutsch: Wo sind wohl die Blitze des Zeus, oder
  ποῦ φαέϑων   wo der leuchtende
Ἅλιος, εἰ ταῦτ᾽ ἐφορῶντες Helios, wenn solches sehend
ϰρύπτουσιν ἕϰηλοι; sie sich untäthig verbergen?

wenn man namentlich damit verbindet, was der Chor, Vers 174 und 175 zur Ellectra sagt:

ἔστι μέγας ἐν οὐρανῷ zu deutsch: Im Himmel ist der grosse
Ζεὺς, ὅς ἐφορᾷ πάντα ϰαὶ ϰρατύνει. Zeus, der Alles sieht und hält.

Man braucht also nicht mit Böckh (vergl. Humboldts Kosmos II. p. 500) zu vermuthen, „die Anspielung sei wohl einem Gedächtnissfehler des Copernicus’ zuzuschreiben, welcher die Folge einer dunkeln Erinnerung an Vers 869 des Oedipus in Kolonos des Sophocles: ‚ὁ πάντα λεύσσων Ἥλιος‘ wäre.“


34) Vielleicht ist die Stelle, Aristoteles de generatione animalium IV. 10. gemeint.


35) Die hier besprochene Beziehung würde wohl genauer und richtiger dadurch ausgedrückt worden sein, wenn der Satz so lautete: Man muss sich vorstellen, dass der Aequator und die Axe der Erde gegen die Verbindungslinie der Mittelpunkte von Sonne und Erde eine veränderliche Neigung habe.


36) Diese „Bewegung der Declination“, wie sie Copernicus nennt, und in dem weiteren Verlaufe des vorliegenden Capitels näher auseinandersetzt, ist seine eigenste Entdeckung, in welcher er keinen Vorgänger hatte. Der Begriff derselben ergiebt sich mit Nothwendigkeit, wenn man mit Copernicus die Bewegungen der Erde, als in ihrer natürlichen Beziehung zur Sonne begründet, sich vorstellt. Lässt man diese Beziehung fallen, so verliert die Bewegung