die roten Blüten der hinter ihr stehenden Büsche, wie um ihre Hände zu kühlen, während der Fürst sie ansah – das Gesicht fahl, die Züge messerscharf, wie bei einer Leiche, die Augen, unter den schweren Lidern, vom Alter verschattet und getrübt.
Nebenan, hinter den Palmen, wurden Schritte vernehmbar. Die fette Stimme des Majors von Tettau sagte: „Du wirst zugeben, mon cher, daß du weder so jung bist, noch so situiert, um dich bei jeder, na – sagen wir beauté, so ins Zeug zu legen.“
„Bitte,“ erwiderte Egon Sternecks Stimme leise und gereizt. „Darf ich fragen, was dich das …“
„Angeht, was?“ ergänzte Tettau. „Na, älterer Kamerad, Verwandter.“
„Was willst du?“
„Reg dich nicht auf!“ knarrte Tettau.
„Ich sag ja nichts. Charmante Dame, Künstlerin. Ich bin der erste, der da huldigt. Aber du affizierst dich heute so, man könnte denken – –“
„Nun und?“ brummte Sterneck.
„Noch eine Frage, erlaube,“ fuhr Tettau fort. „Kann der älteste Sterneck ein Fräulein Cibò oder Ziepe heiraten? Nein – also! Erlaube, ich bin gleich fertig. Du froissierst die Komtesse Irma und die Gräfin, und das geht nicht, das weißt du. Zuerst die Familie und das Regiment, dann die kleinen Passionen. Unsereiner wird nun mal mit der Kandare im Maul geboren.“
„Ach! Laß mich zufrieden!“
„Sofort. Also, mein Sohn, abgeschwenkt, es ist die höchste Zeit. Unsereiner muß Order parieren.“
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)