Der Fürst Kornowitz stand vor ihr und schaute mit seinen müden, wartenden Augen auf sie herab.
„Hat Sie die Erklärung des Malers so stark ergriffen?“ fragte er mit seiner leisen, heiseren Stimme.
„Wissen Sie davon?“
„So etwas sieht man.“
Mareile lächelte: „Natürlich! Wenn man uns von Liebe spricht, das ergreift uns immer.“
Der Fürst setzte sich zu Mareile. „Ja – ja,“ meinte er, „natürlich, diese – jungen Herren sprechen Ihnen – von Liebe – natürlich. Und dann ist es vielleicht der eine oder der andere – und es kommt so ’ne brave Verlobung zustande – nicht wahr?“
„Gewiß!“ Mareile errötete. „Ich will nichts anders, als eine brave Verlobung. Ich will eingereiht werden und beschützt werden, und in Reih und Glied stehen. Für die Ausnahmsgöttin, die Sie aus mir machen, bin ich viel zu feige, vor der fürchte ich mich. Ja, so ist es, lieber Freund.“
Der Fürst lachte tonlos in sich hinein. „Ja, Sie sind klug. Sie wollen wie die andern sein. In Reih und Glied, was? Fürchten sich vor sich, wie? Na, Sie werden schon den Mut zu Ihren Torheiten finden. Denken Sie dann an mich. Ich bin ein alter Kerl, ich habe Sie verpaßt. Nichts zu machen! Aber Sie haben mir ja erlaubt, Ihnen zuweilen zu sagen: ‚Ich liebe Sie – ich liebe Sie – ich liebe Sie!‘ Ein kleines Almosen. Und – wer weiß – nach den großen Torheiten – wer weiß. Ich warte.“
„Gott schütze mich!“ sagte Mareile tonlos. Dann wurde es still in der Laube. Mareile lehnte sich zurück, griff fest in
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)