so bleib ich bei dir. Oder du kommst zu mir mit deinem Jungen. Aber fort mußt du von hier. Es wird noch alles gut. Wir werden dich schon verteidigen.“
Beate fuhr auf. Sie wurde ganz heiß vor Zorn. „Nein, Elise, wir verstehn uns nicht. Fort soll ich aus meinem Hause? Warum? Mich wollt ihr verteidigen? Gegen wen? Mich braucht niemand zu verteidigen. Mich kann niemand verteidigen.“
„Beating – Herz – so versteh’ doch!“ warf die Fürstin ein, aber Beate wollte nicht verstehn. „Was ihr wißt und sprecht, weiß ich nicht. Ihr könnt und sollt nichts wissen. Weil ich vielleicht leide, glaubt jeder die Finger in das Wasser stecken zu dürfen, das ich trinken muß. Ich brauche keinen. Ich habe niemandem gerufen. Ich – ich will allein sein.“ Schnell und leise die Worte hervorzustoßen, tat wohl. Die Fürstin machte ein erstauntes und empfindliches Gesicht; als Beate jedoch schwieg, schmiegte die kleine Frau ihren Kopf verschüchtert an Beatens Schulter.
„Ja – ja, Beating,“ flüsterte sie, „ich weiß – ich weiß, – so bist du – so mußt du sein.“
Als die Damen fort waren, begab Beate sich in den alten Flügel zurück, und ihre Einsamkeit erschien ihr heute wie eine Zuflucht.
Eduard von Keyserling: Beate und Mareile. S. Fischer, Berlin [1903], Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keyserling_Beate_und_Mareile.djvu/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)