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Seite:Ketteler Leichenrede 1848.pdf/5

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furchtbaren Mißhandlungen weit in das Feld hinausgeschleppt und ihn dort in entsetzlicher Weise niedergemetzelt, man hat ihn zerschossen, zerschlagen, zerrissen, zerschnitten!!! Das ist der Zustand der Leichen dieser Männer.

     Und wer waren denn die Männer, die man so behandelte? Waren es schandvolle Missethäter, die dem Kerker etnsprungen, und die ihr Leben lange verwirkt hatten? Waren es Feinde des deutschen Volkes, die den gerechten Haß des Volkes auf sich geladen? Nein, meine christlichen Brüder, nichts von alle dem! Es waren Männer, die Gott mit den edelsten Gaben des Geistes und des Herzens ausgestattet hatte. Sie haben mit festem Muthe und hoher Begeisterung für ihre beste Ueberzeugung gekämpft, auf dem Schlachtfelde mit ihrem tapferen Schwerte, im Rathe der Völker mit ihrem Geiste, und selbst ihre Gegner achteten in ihnen würdige Söhne des deutschen Vaterlandes. Endlich war ihnen noch die höchste Ehre zu Theil geworden. Als das deutsche Volk aufgefordert wurde, seine edelsten und vertrautesten Männer hierher zu senden, da wählte es auch sie. Unter den 45 Millionen Deutscher gehörten auch sie zu den 600 Auserwählten, denen der Auftrag geworden ist, den erhabenen Riesenbau eines einigen starken deutschen Vaterlandes auszuführen, und wir haben gesehen wie sie an diesem Bau mitgearbeitet, und sie als höchst einsichtige, thatkräftige Bauleute kennen gelernt. Sie haben mit Ehren ihre Stellen eingenommen, mit Ehren die Würde getragen, die ihnen das Volk auferlegt, sie haben sich werth gezeigt deutsche Volksvertreter zu seyn, vom deutschen Volke geehrt und geachtet zu werden.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Emanuel von Ketteler: Leichenrede, gesprochen am Grabe der am 18. September gewaltsam Ermordeten und der im Kampfe gegen die Aufständischen Gefallenen. , Frankfurt am Main 1848, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ketteler_Leichenrede_1848.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)