Der wilde Sprößling der Savanne,
Mein Schmerz, das ist der Wüstenleu,
Es zieht die dunkle Caravanne
Der Träume Zug an ihm vorbei.
Und eine Schaar von Beduinen,
Mit bleichen Mänteln angethan,
Folgt wild der Schwarm der Zweifel ihnen
Mit geistgeschliffnem Yatagan.
Die vertrakte Tollheit mit dem „geistgeschliffenen Yatagan“ ging eine Zeitlang sprüchwörtlich und war nahe daran ein „geflügeltes Wort“ zu werden. – Man sollte glauben, dergleichen sei selbstverständliche Ironie. Und doch fehlte es nicht an oberflächlichen Kritikern, welche, wie bei einem späteren Produkte von Bonn’s Humor, die Sache ernst nahmen. Der Autor hatte in der lustigen Vorrede die Behauptung hingeworfen, daß, wenn seine Vorbilder für große Dichter gelten, der auf ihren Schultern stehende der größte Dichter seyn müsse. Das nahmen ihm die Hochwohlweisen gewaltig übel und – kugelten in die Falle. Die „Lavagluthen“ waren also ein neuer „Mann im Mond“, welchen ehedem Wilhelm Hauff auf den längst vergessenen „Clauren-Heun“ gemünzt hatte, oder eine Art literatur-historischer Komödie.
Eine Sammlung von Bonn’s da und dort zerstreuten lyrischen Gedichten liegt bis jetzt nicht vor. Wie wahr und ächt aber zu guter Stunde seine poetische Empfindung ist, davon mag als Probe eine seiner im Münchner Album von 1856[1] abgedruckten Poesien, „das Blumenmädchen“, zeugen:
„Veilchen, Herr! ach kauft das Veilchen!“
Kam das Blumenkind gelaufen,
Sah mich an mit stummer Bitte,
Daß ich sollt das Veilchen kaufen.
- ↑ Münchener Album. Herausgegeben von Dr. Franz Graf Pocci. (Zum Besten des Maximiliansstiftes für Beamtentöchter.) München, in Commission bei Christian Kaiser. 1856. Es enthält Beiträge in Poesie und Prosa von 65 Namen, obenan König Max II. und König Ludwig I. von Bayern.
Joseph Kehrein: Der bayerische Dichter Franz Bonn. In Commission der Literarisch-artistischen Anstalt, München 1881, Seite 598. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kehrein_Franz_Bonn.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)