Unbekannt: Gemälde-Ausstellung in Dresden 1807 | |
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schlaff am Körper herab. Die in ihrem Schosse ruhenden Hände kreuzen sich, und die Finger der Linken spielen mit den Falten des Gewandes. Diese an sich sehr gut ausgedrückte Stellung des Nachsinnens scheint indessen für ein junges Mädchen nicht vortheilhaft gewählt zu seyn; auch läßt sich das volle Licht, worin sich die Figur zeigt, mit der ungleich schwächern Mondbeleuchtung des Hintergrundes nicht wohl vereinigen. Sonst aber ist das Bild ähnlich und in allen Hauptpartien brav und fleißig ausgeführt.
Von Retzschens würdigem Lehrer, unserm verehrten Professor Graßi, haben wir diesmal drei Portratfiguren, sämmtlich Kniestücke, ein männliches und zwei weibliche, erhalten, die jeden Anspruch der Kunst befriedigen, und dem Kenner und Nichtkenner einen gleich reizenden Genuß gewähren.
Das männliche Porträt zeigt uns den jungen fürstlichen Helden, der in der Schlacht bei Saalfeld den Tod fürs Vaterland starb. Wer das Urbild nur einmal sahe, erkennt es in dieser trefflichen Copie, auf den ersten Blick; denn tief haben sich die schönen männlichen Züge, aus denen Muth und Entschlossenheit überall hervorleuchteten, und die edle Gestalt des großherzigen Louis dem Gedächtnisse eingeprägt. Mit Treue und Wahrheit gab der Künstler sie hier wieder, nur den durchdringenden Blick des feurigen Auges vermochte sein Pinsel nicht ganz zu erreichen. Die Stellung der Figur ist gedacht und characteristisch. Das unbedeckte Haupt dem Beschauer, Brust und Körper der rechten Seite des Bildes zugewandt, hat der Prinz den gezogenen Degen vor sich zur Erde gestemmt. Beide Hände, wovon die eine entblößt, die andere mit dem Handschuh
Unbekannt: Gemälde-Ausstellung in Dresden 1807. Landes-Industrie-Comptoir, Weimar 1807, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Journal_des_Luxus_und_der_Moden_1807_Seite_366-383.djvu/6&oldid=- (Version vom 8.9.2024)