601 (1.) Daran schloss sich alsbald ein neues Glied und zwar das letzte in der Kette von Beweisen, die für die Pläne des Antipater sprachen. Es war Bathyllus, einer seiner Freigelassenen. Dieser brachte nämlich ein anderes todbringendes Mittel, bestehend aus dem Gifte der Schildotter und den Säften anderer Schlangen, herbei, das für Pheroras und seine Gattin eine neue Waffe gegen den König hätte abgeben sollen, falls sich das erste Gift als zu schwach erwiesen hätte. 602 Er brachte auch den Beweis für eine neue Intrigue, die neben dem am Vater versuchten Verbrechen einherlief, in der Gestalt von Briefen, die von Antipater zum Verderben seiner Brüder auf eine raffinierte Weise hergestellt worden waren. Diese Brüder waren Archelaus und Philippus, die Söhne des Königs, die in Rom damals eben ihre Ausbildung empfiengen, Jünglinge in der Blüte ihrer Körperkraft und voll jugendlicher Begeisterung. 603 Da dieselben ein Hemmnis für Antipaters Hoffnungen bildeten, so trachtete er auch sie sich vom Halse zu schaffen und fabricierte zu diesem Zwecke selbst mehrere für sie sehr abträgliche Briefe, die angeblich von ihren Freunden in Rom geschrieben worden sein sollten, während er auch einige dieser Freunde wirklich durch Bestechung dahin brachte, solche Briefe zu schreiben, in welchen sie erzählten, wie die beiden Brüder ihren Vater mit Lästerungen überhäuften, ganz ungeniert über Alexander und Aristobulus jammerten und über ihre Abberufung nach Hause höchst unwillig wären. Herodes war nämlich gerade daran, sie heimholen zu lassen, und das war es eben, was Antipater am allermeisten Kummer machte.
604 (2.) Er hatte übrigens bereits vor seiner Abreise nach Rom, da er noch in Judäa weilte, solche Briefe gegen die genannten Brüder durch gedungene Leute von Rom aus schreiben lassen, und war dann zu seinem Vater, der damals noch keinen Argwohn gegen ihn hegte, hingegangen, um sich seiner Brüder scheinbar anzunehmen, indem er ihre in diesen Briefen mitgetheilten Vergehen theils als erlogen, zum Theil als Ausfluss jugendlichen Leichtsinnes hinstellte. 605 Als er jetzt endlich selbst in Rom war, da ließ er erst recht sein Gold bei den gegen die Brüder gewordenen Briefschreibern spielen und suchte die Spuren, die zu einer Entdeckung führen konnten, damit zu verwischen, dass er kostspielige Kleider und buntgewirkte Lagerdecken, Pokale aus Silber und Gold und viele andere Wertsachen aufkaufte, um so durch den großen Aufwand in diesen Luxusartikeln die auf der anderen Seite hinausgeworfenen Bestechungssummen zu verschleiern. Auf diese
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/125&oldid=- (Version vom 12.2.2020)