ihm: „So gut, als ein Wagen fohlen kann, kann ich auch auf einem Sandberg Fische fangen.“
Der Bauer that, wie ihm Kathrinchen geraten hatte, und es dauerte gar nicht lange, so erblickte ihn der Graf und rief ihm vom Fenster aus zu: „Was machst du da?“
„Ho, huch, up up!“ rief der Bauer, als ob er eine schwere Last aus dem Sande hübe; dann kehrte er sich um und antwortete: „Euer Gnaden, ich fange Fische!“
„Bist du von Sinnen?“ schalt der Graf. „Wer kann auf einem Sandberg Fische fangen!“
Sprach der Bauer, wie ihn die Gräfin gelehrt hatte: „So gut, als ein Wagen fohlen kann, kann ich auch auf einem Sandberg Fische fangen!“
„Das hat dir meine Frau geraten!“ rief der Graf voll Zorn und bedrohte den Bauer mit dem Tode, wenn er nicht die Wahrheit gestehen würde. Da bangte dem armen Schelm um sein Leben, und er erzählte haarklein, wie alles gekommen sei.
Darauf mußte der Bauer in das Schloß kommen, und er stellte ihn vor die Gräfin und sprach: „Du hast dem Manne sein Gut gerettet, und ich gebe Befehl, daß ihm der Nachbar sofort das Fohlen wieder erstatte; aber du hast auch deinen Eid gebrochen, und nun will ich, daß du noch heute abend aus dem Schlosse gehst.“
„Lieber Mann,“ sagte die Gräfin, „ich habe Unrecht gethan; aber zwei Bitten könntest du mir dennoch frei geben.“
„Laß sie hören!“ sprach der Graf.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)