und rückte ihm den Großvaterstuhl an den Ofen und hieß ihn sich setzen. Dann that sie das Wandschaff auf und holte hervor: Braten und Wein und Brot und Käse, und sie aßen und tranken und waren lustig und guter Dinge bis in die tiefe Nacht hinein. Endlich hatten sie der Freude genug genossen, und der Küster sagte der Frau lebewohl und versprach ihr, recht bald wieder zu kommen.
Er war noch nicht lange weg, so polterte der Müller zur Thüre herein. Die Frau lag schon im Bette.
„Mutter,“ sagte er, „wo hast du das Abendbrot?“
„Die Kartoffeln stehen unter dem Bett, das weißt du ja,“ brummte die Müllerin, „und ein Heringsschwanz liegt im Tischkasten.“
Der Mann seufzte über das kärgliche Mahl; da er aber hungrig war, setzte er sich doch nieder und langte wacker zu. Wie er da saß und eine Kartoffel nach der andern hinunter schluckte, kniff der Kuhhirt hinter dem Ofen die Krähe, daß sie schrie: „Ae! Ae!“
„Wer ist denn da?“ rief der Müller. „Frau, hast du fremde Leute ins Haus gelassen?“
„Das bin ich,“ sagte der Kuhhirt und kroch hinter der Hölle hervor und hielt dabei sorgsam die Hand auf die Kuhhaut.
„Warum thust du das?“ fragte der Müller.
„In dem Fell habe ich einen Zauberer,“ antwortete der Kuhhirt, „der hat mir etwas mitgeteilt.“ Und indem er das sagte, kniff er die Krähe zum zweiten Male, daß sie schrie: „Ae! Ae!“
Darüber wurde der Müller neugierig und fragte: „Was sagt dir denn der Zauberer?“
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)