zu Herodes schickte, daß der Herr erlöst würde. Das dritte Mal, daß er der Juden Falschheit strafte, da er sprach: ich finde keine Sache des Todes an ihm. Das vierte Mal, da er sprach: ich will ihn frei lassen. Das fünfte Mal, da er ihn dem Mörder gegenüber stellte, damit die Juden hiedurch Barmherzigkeit an ihm gewännen. Zum sechsten Mal, da er ihn an der Säule schlagen ließ, damit die Juden mit dieser Pein sich begnügen lassen sollten. Zum siebenten Mal, da er seine Hände wusch und sprach: „Ich will keine Schuld an dem unschuldigen Blute haben.“
Dieweil Pilatus noch auf dem Richtplatz stund, schickte sein Weib zu ihm und sprach: Habe nichts mit des gerechten Menschen Blut zu schaffen, denn ich habe im Schlafe viel seinetwegen gelitten.
Aber als Pilatus die Unfreundschaft des Kaisers nennen hörte, da fürchtete er sich, er werde von seinem Amt verstoßen werden. Und der unselige Mann ließ Jesum auf einen offenen Platz führen, und setzte sich auf einen Richterstuhl und sprach: „Ich Pilatus, ein Statthalter des Kaisers zu Rom im Lande der Juden, gib Urtheil über Jesum von Nazareth, daß man ihn tödten solle des lästerlichen Todes am Kreuze.“
Da nahmen den Herrn die Diener der Juden und erneuerten ihm alle seine Marter mit Verspotten und Verspeien, daß man keine rechte Gestalt an ihm sehen mochte.
Franz Joseph Holzwarth: Passionsbilder. Franz Kirchheim, Mainz 1856, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Holzwarth_Passionsbilder.djvu/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)